Was in der Woche vom 14. –20.01.2021 im historischen Palästina geschah — 157 Menschenrechtsverletzungen
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Gefangene der Besatzung: Der erst 16-jährige Abdelrahman Beshiti (s. Foto) wurde von den isr. Besatzungsbehörden am 04.01.2021 inhaftiert. Nachdem sein Blutzuckerspiegel lebensbedrohlich anstieg, wurde er in ein Krankenhaus verbracht & anschließend zurück ins Gefängnis, dem für Folter berüchtigten “Russian Compound — Al Moskobiya,”, verbracht. Der Junge befand sich bis heute Morgen in Isolationshaft — ohne Verurteilung. Heute Mittag wurde er frei gelassen. Es ist bereits die 20. Festnahme in seinem noch jungen Leben unter Besatzung.
Diese Woche starb der Gefangene Maher Sa’sa’ (44) im Rimonim-Gefängnis. Sa’sa’ ist Vater von 6 Kindern & stammt aus dem besetzten Qalqilya. Er litt an einer Lungenkrankheit, wurde 2006 von Israel inhaftiert & zu 25 Jahren verurteilt. Sein Tod wirft ein Schlaglicht auf die allgemeine Verschlechterung der Lebensbedingungen von Tausenden von Palästinenser*innen in isr. Gefängnissen & das Ausmaß der Strafmaßnahmen, die gegen diese Gefangenen praktiziert werden, insbesondere die Verzögerung der medizinischen Versorgung, die medizinische Vernachlässigung & die Missachtung ihrer medizinischen Bedürfnisse, insbesondere bei Gefangenen mit gefährlichen & chronischen Krankheiten. Dies ist eine eklatante Verletzung der Verantwortung der Besatzung, für humane Haftbedingungen & medizinische Versorgung der Gefangenen gemäß Artikel 85 & 125 der Vierten Genfer Konvention zu sorgen.
Die Gefangenen, von denen wir in Occupied News berichten, sind entweder willkürlich oder wegen unterschiedlicher Aktionen gegen die Besatzung verhaftet worden. Gefangene wegen Kriminalität tauchen normalerweise nicht in den offiziellen Listen der palästinensischen Menschenrechtsorganisationen auf.
Besatzungsgewalt: 58 Mal fiel die isr. Armee gewaltsam in Ortschaftendes Westjordanlandes, einschließlich Jerusalem, ein. Dabei wurden 72 pal. Zivilisten verhaftet, darunter 6 Kinder & 3 Frauen.
Auch diese Woche wandte die isr. Armee exzessive Gewalt an, um jede Form von friedlichem & legitimen Protest zu unterdrücken. Dabei wurden zahlreiche Palästinenser verletzt, darunter mind. 1 Kind & 1 Frau. Dem pal. Journalisten Mohamad Turkman wurde heute Morgen von Soldat*innen, die Ramallah stürmten, in die Schulter geschossen. Allein im vergangenen Jahr wurden über 490 israelische Übergriffe gegen Journalisten erfasst.
Am Dienstag eröffneten Soldat*innen an einem Militärcheckpoint in Qalqilya das Feuer auf palästinensische Arbeiter, die auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle in Israel waren. Dabei wurde 3 Arbeitern mit scharfer Munition in ihre unteren Gliedmaßen geschossen.
Siedlergewalt: Die 10jährige Hala Qutt wurde auf dem Weg zu ihrem nur wenige Meter entfernt lebenden Onkel im besetzten Madama von einer Gruppe Siedlern aus der illegalen Siedlung Yitzhar angegriffen. Dabei wurde unter anderem ihr Kiefer angebrochen. Augenzeugenberichten zu Folge versuchten die Siedler, sie zu verschleppen, wurden jedoch von Verwandten des Mädchen davon abgehalten, als sie durch Schreie auf sich aufmerksam machte. Die Fenster ihres Elternhauses wurden durch die gleiche Gruppe Siedler zerschlagen.
Darüber hinaus zerstörten Siedler diese Woche über 100 Olivenbaumsetzlinge pal. Farmer in Masafer Yatta & steckten 2 Fahrzeuge in Brand. Als Anwohner*innen die Autos zu löschen & die Siedler zu vertreiben versuchten, konfiszierte die Armee die Fahrzeuge als Strafe. Siedler bewarfen diese Woche immer wieder pal. Familienhäuser mit Steinen. In Al-Khalil (Hebron) attackierten sie Hirten. In Ras Karkar errichteten sie einen neuen illegalen Außenposten.
Gaza: Diese Woche verübte Israel an 2 Tagen Luftangriffe auf den belagerten, abgeriegelten Gazastreifen, bei denen 1 pal. Zivilist verletzt wurde: 3 Raketen schlugen am Montagmorgen auf Ackerland ein (s. Video). Am Mittwoch wurde ein Familienhaus im Maghazi Camp Flüchtlingslager von einem israelischen Luftgeschoss getroffen.
Des Weiteren gingen die Angriffe der isr. Armee auf pal. Farmer, Hirten & Fischer auch diese Woche unvermindert weiter: 2 Mal wurde auf Landwirte geschossen, einmal auf ein Fischerboot.
Systematische Vertreibung: Das israelische Bauministerium hat gestern eine Ausschreibung für den Bau von mehr als 2.500 illegalen Wohneinheiten für Siedler im besetzten Westjordanland & in Jerusalem veröffentlicht. Hinzu kommen Schritte zur Anerkennung vieler Außenposten (Siedlungen, die von Siedlern in der besetzten Westbank gebaut wurden, ohne eine Genehmigung des Besatzungsstaates).
Gleichzeitig hat die Besatzung den Abriss eines pal. Familienhauses im besetzten Jerusalem angeordnet, weil dieses ohne Genehmigung gebaut worden sei. Um einen finanziellen Ruin abzuwenden, da die Besatzung den illegetimien Abriss den Betroffenen in Rechnung stellt, hat die Familie es selbst abgerissen — was sie einst selbst gebaut hat. Darüber hinaus wurden
Abrissbescheide für eine Moschee& eine Grundschule im besetzten Al Khalil (Hebron) zugestellt.
Da die isr. Besatzungsbehörden Palästinenser*innen daran hindern, die Al-Qibli-Moschee, einen im Jahr 636 erbauten heiligen Ort auf dem Al Aqsa-Gelände, zu renovieren, dringt bei jedem Regen Wasser aus der rissigen Decke ein.
Palästinenser*innen in Israel: Die Palästinenser*innen mit israelischer Staatsbürgerschaft sind massiv schlechter gestellt als ihre jüdischen Mitbürger*innen, wie die Zahlen des Israelischen Zentralbüros für Statistik zeigen. In 80% bzw. 52 von 62 Indizes zur Lebensqualität in Israel schneiden sie deutlich schlechter ab.
Das palästinensische Dorf Al Araqib im Negev wurde gestern zum 182. Mal zerstört, trotz Corona-Pandemie & des regnischen Winterwetters. Die letzte Zerstörung des Dorfes fand im Dezember 2020 statt. Im nahegelgenen Nachbardorf hinterließen die israelischen Behörden Notizen an den Türen, das auch ihre Zerstörung bald bevorsteht. Dies geschieht, obwohl Israel eine neue Anrdnung erlassen hat, die dazu führen sollte, die Zerstörung dieser Dörfer für 2 Jahre auszuseten, bis die Rechtslage geklärt ist. Die Palästinenser*innen im Negev leben seit zahlosen Jahrhunderten als Beduinen & entkamen der Nakba, der gewaltsamen Vertreibung von über 750.000 Palästinenser*innen im Zuge der isr. Staatsgründung. Obwohl sie israelische Staatsbürgerschaft besitzen, erkennt Israel ihre Dörfer nicht an & will sie aus dem Negev vertreiben.