Großmutter sprichwörtlich von Soldat*innen zu Tode geängstigt & über 199 weitere Menschenrechtsverletzungen — was in der Woche vom 11. — 17.02.2021 im historischen Palästina geschah
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Todesangst: Gestern, am 17.02.2021 starb die 67-jährige Rahma Khalil Abu Ahour aus dem Dorf Abu Nujaym im Osten Bethlehems an einem Herzinfarkt, den sie während einer willkürlichen Razzia der isr. Besatzungsarmee im Haus ihres Neffen erlitt, den sie gerade besuchte.
Israelische Soldat*innen brachen in das Haus ein, plünderten es, stellten es komplett auf den Kopf und beschlagnahmten Palästina-Flaggen & Banner. Die gewaltsame Auftreten der Armee verbreitete Panik & Angst unter den Familienmitgliedern, so dass Rahmeh das Bewusstsein verlor. die 67-jährige wurde sofort in ein Krankenhaus in Beit Jala, westlich von Bethlehem, gebracht, wo sie an einem Herzinfarkt starb.
Israelische Streitkräfte führen fast täglich willkürliche Razzien in palästinensischen Häusern im gesamten Westjordanland durch, unter dem Vorwand, nach “gesuchten” Palästinenser*innen zu suchen. Häufig finden diese Mitten in der Nacht zwischen 23:00 und 3:00 Uhr statt, um das Bedrohungsszenario zu erhöhen.
Besatzungsgewalt: Die isr. Armee fiel 106 Mal in Ortschaften des Westjordanlandes, einschließlich des besetzten Jerusalem, ein. Diese Übergriffe beinhalteten wie üblich Razzien in zivilen Wohnhäusern & Schießereien, die Angst unter der Zivilbevölkerung hervorriefen. Zahlreiche Palästinenser*innen wurden von Soldat*innen angriffen. Während Übergriffe durch Soldat*innen in dieser Woche wurden 71 Palästinenser*innen verhaftet, darunter 13 Kinder & 1 Frau.
Jede Form von Protest gegen Besatzung & Siedlungsbau wurde auch diese Woche gewaltsam mit Tränengas, Blendgranaten etc. unterdrückt. Dabei wurden Dutzende Palästinenser*innen verletzt.
Etwa 150 Menschen, Palästinenser*innen & Unterstützer*innen von Rabbis for Human Rights, pflanzten Oliven-Setzlinge im Westjordanlandland im Dorf Burin, welches von der israelischen Siedlungsexpansion bedroht ist. Über 100 Setzlinge wurden gepflanzt, trotz Versuchen der Besatzungsarmee, den Zugang zu dem Gebiet einzuschränken, was den Einsatz von Blendgranaten & physischer Gewalt miteinschloss.
Palästinenser*innen in Israel: Die israelischen Behörden haben gestern zum 183. Mal das Dorf Al Araqeeb abgerissen, trotz der aktuellen Kältewelle — in Jerusalem & dem Westjordanland fiel diese Woche Schnee. Die israelische Polizei, begleitet von Bulldozern, stürmte am Morgen das Dorf & riss die Häuser ab. Die Polizei machte die Bewohner*innen des Dorfes — alles Palästinenser*innen mit israelischer Staatsangehörigkeit — obdachlos. Die Einwohner von Al Araqeeb bestehen darauf, in ihrem Dorf zu bleiben & ihre Häuser trotz der israelischen Abrisse wieder aufzubauen. Sie lehnen es ab, wie die Bewohner anderer Nachbardörfer im Negev vertrieben zu werden, die abgerissen wurden, um ausschließlich jüdische Siedlungen zu bauen. Seit Jahrzehnten versucht die israelische Regierung die indigene Bevölkerung aus dem Negev zu vertreiben. Ihre Dörfer, älter als der Staat Israel, werden von der Regierung nicht anerkannt & unter diesem Vorwand immer wieder abgerissen, um sich der dort ansässigen Bevölkerung zu entledigen. In drei weiteren pal. Dörfern des Negev wurden ebenfalls Häuser zerstört.
Palästinenser*innen in Israel demonstrieren bereits in der fünften Woche gegen die Untätigkeit & Komplizenschaft der israelischen Polizei an der zunehmenden Kriminalitätswelle in den Palästinensischen Gemeinden. Wir berichteten bereits letzte Woche Donnerstag ausführlich von den Massenprotesten. Der palästinensische Schriftsteller & Bürger Israels Muhannad Abu Ghosh befindet sich seit 24 Tagen in Untersuchungshaft wegen “Kontakten zu Palästinenser*innen im Ausland” — also Familienmitgleidern & Freunden. Das israelische Gericht verlängert seine Haft jede Woche seit seiner Verhaftung.
Gaza: 2 Mal drang die isr. Armee in den abgeriegleten Gazastreifen ein & zerstörte Ackerland. Darüber hinaus schoss die Armee zwei Mal auf Fischkutter vor Gazas Küste.
Israelischen Besatzungsbehörden haben die Einfuhr von durch Russland gespendeten 2.000 Covid-19-Impfstoffen in den Gazastreifen für 2 Tage blockiert. Da das Westjordanland über keine direkte Verbindung nach Gaza verfügt, ist die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) auf Israels guten Willen angewiesen. Der bevölkerungsreiche Gazastreifen ist seit 2007 mit einer kompletten Blockade belegt. Israel kontrolliert alle Ein- und Ausfuhren. Die gespendeten Impfstoffe wurden nun vom palästinensischen Gesundheitsministerium in Ramallah nach Gaza verschickt — Israel hat bis heute keinen Impfstoff für Palästinenser*innen bereitgestellt.
Bis heute gab es nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums fast 2125 Todesfälle im Zusammenhang mit COVID-19 unter Palästinenser*innen in den besetzten Gebieten seit Beginn der Pandemie, 535 davon im Gazastreifen. Mehr als 50.000 Palästinenser*innen haben sich mit dem Virus infiziert.
Während Israel sich für die schnelle Impfung der israelischen Bevölkerung — einschließlich Siedlern mit Corona-Impfzentren in illegalen Siedlungen — feiern lies, wurde 5 Mio Palästinenser*innen unter isr. Besatzung & Kontrolle die Impfung verweigert & kein Impfstoff zur Verfügung gestellt. Mehr als eine Million Israelis, etwa 12 % der israelischen Bevölkerung, erhielten die Impfung in weniger als 2 Wochen — die höchste Rateweltweit— während die Palästinenser*innen im Westjordanland & Gazastreifen davon vollkommen ausgeschlossen waren.
Israel ist jedoch als Besatzungsmacht gemäß Völkerrecht dazu verpflichtet, Palästinenser*innen mit den Impfstoffen zu versorgen. Nach der vierten Genfer Konvention sind Besatzungsmächte für die medizinische Versorgung der Bevölkerung des besetzten Gebietes verantwortlich.
Die UN, Amnesty International, Human Rights Watch und viele andere Menschenrechtsorganisationen haben ‘Israel’ aufgefordert, den Palästinenser*innen Impfstoffe zur Verfügung zu stellen, da Israel nach internationalem Recht dazu verpflichtet ist. Israel hat eingelenkt. Nachdem die Behörden am Montag zunächst die Überführung von 2.000 Dosen des von Russland gespendeten Impfstoffs »Sputnik V« aus Ramallah in den Gazastreifen verweigert hatte, soll jetzt zumindest die Hälfte an der Grenze zu Gaza angekommen sein. Das meldete die palästinensische Nachrichtenagentur Maan.
Systematische Vertreibung im Westjordanland: Laut der UN-OCHA wurden seit Beginn diesen Jahres 259 palästinensische Zivilisten, darunter 140 Kinder, im Westjordanland aufgrund von Zerstörungen & Beschlagnahmungen durch die isr. Besatzungsbehörden seit Anfang des Jahres vertrieben bzw. obdachlos gemacht. 178 pal. Wohneinheiten, sonstige Räumlichkeiten sowie Infrastruktur riss die Besatzung seit dem 01.01.2021 schon ab.
Auch diese Woche wurden wieder allein in Nablus & Bethlehem 20 Abrissbescheide ausgestellt. In Jerusalem sahen sich Familien von 5 Häusern gezwungen, den angeordneten Abriss ihres Hauses selber durchzuführen — ein Akt der Demütigung. Denn für den illegitimen Abriss pal. Wohneigentum in den besetzten Gebieten verlangt die Besatzung eine horende Gebühr, die für Familien existenzbedrohend sein kann.
Die israelischen Behörden beschlagnahmten zudem diese Woche 19 Dunum pal. Landes im südlichen Qalqilya & entwurzelten fast 1000 Olivenbaum-Setzlinge im besetzten Tubas.
Siedlergewalt: Siedler entführten diese Woche einen palästinensischen Mann in Tulkarm. Eine Gruppe von Siedlern verfolgte Mohammed Nabil Kattanah aus dem Dorf An Nazla Al Gharbiya, nördlich des besetzten Tulkarm, während er sich auf seinem Grundstück befand und entführte ihn in die illegale Siedlung “Hermesh”. Nach der Intervention des israelischen Militärs kam er am Abend frei. Außerdem griffen Siedler pal. Häuser & Fahrzeuge von Zivilisten in Nablus & Ramallah, aber auch anderen Orten des Westjordanlandes an.