Weil das Feuerwehrauto den Militärcheckpoint lange nicht passieren darf, stirbt Ahmad Dola (34) in den Flammen seines Zuhauses. Über 214 weitere Menschenrechtsverletzungen — was in der Woche vom 04.03. — 10.03.2021 im historischen Palästina geschah
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Besatzungsgewalt: Es kam in dieser Woche erneut zu exzessiver Gewaltanwendung der Besatzungsarmee im Westjordanland. Bei 162 Einfällen dieser in Ortschaften des Westjordanlandes, einschließlich Jerusalems, wurden 91 pal. Zivilisten willkürlich verhaftet, darunter 13 Kinder & 3 Frauen.
Allein gestern wurden 5 pal. Kinder im Alter von 8–12 Jahren verhaftet, nachdem sie in der Nähe einer illegalen Siedlung Wildkräuter gepflückt hatten. Die Kinder sind Jaber Mohammed Abu Hmeid, seine Brüder Zeyad & Saqer sowie Zeyad Jaber Hmeidat & Yaseen Jabrin Hmeidat. Laut der Organisation B’tselem wurden sie anschließend in der illegalen Siedlung in Kiryat Arba auf einer Polizeistation für 3h festgehalten. Mittlerweile sind sie wieder frei, am Wochenende sollen jedoch die “älteren”, also die 12jährigen, weiter verhört werden. Siedler werfen den Kinder nun vor, sie hätten von der illegalen Siedlung stehlen wollen. Stattdessen pflückten sie frischen Löwenzahn, ein in dieser Jahreszeit übliches pal. Küchenkraut. Wir berichteten gestern ausführlich.
Bei dem gewaltsamen Vorgehen der isr. Soldat*innen gegen jede friedliche Anti-Besatzungsdemsonstration wurden zahlreiche pal. Zivilisten verletzt, darunter mind. 2 Kinder. Außerdem wurde ein Kind verwundet, nachdem ein von der Armee zurückgelassener Sprengsatz in Tubas detonierte.
Am Donnerstag, den 06.03.2021, rückte eine israelische Militäreinheit mit Dutzenden von schwer bewaffneten Soldat*innen in das Jerusalemer Viertel Isawiya ein. Sie stürmten & durchsuchten willkürlich Häuser, zerstörten die Türen & Einrichtung & verängstigten die Bewohner*innen. Aanschließend verhafteten sie 6 pal. Zivilisten, darunter 3 Kinder & brachte sie an einen unbekannten Ort. Die verhafteten Kinder sind Ameer Khader ‘Obaid (17), Rohi Yaser Al Jayyar (17) & Mohammed Hamza ‘Obaid (14). Während dessen versammelten sich einige pal. junge Männer & versuchten mit Steinen, Molotow-Cocktails & Feuerwerkskörper die Armee zu vertreiben & die Verhafteten zu befreien. Infolgedessen wurde ein Militärfahrzeug in Brand gesetzt. Anschließend rückte die Armee mit einem mit stinkendem Abwasser befüllten Wasserwerfer an, um sowohl Demonstrant*innen als Wohnhäuser mit der Brühe zu besprühen. Der Gestank hält sich Tage lang.
Am internationalen Frauentag stürmten isr. Soldat*innen & Geheimdienst das Hauptquartier der Union of Health Work Committees, in der gerade eine kulturelle Veranstaltung (“Palestinian Heritage is My Identity”) für Jerusalemer Frauen stattfand. Es wurden die Ausweise der meisten Anwesenden & einige Ausstellungsstücke, wie bspw. traditionelle Kleider, konfisziert sowie ein Verbot von Veranstaltungen, die mit dem Internationalen Frauentag zusammenfallen, ausgesprochen. Anschließend wurden 2 Organisatorinnen der Veranstaltung, Ikhlas Al Sayyad (Zentrumsleiterin) & Manal Abu Sbeitan (Modedesignerin), verhaftet & später wieder freigelassen. Die Armee warf den Frauen vor, dass die Veranstaltung von der Palästinensischen Autonomiebehörde finanziert & palästinensische sowie politische Begriffe enthielt.
Freiluftgefängnis Gaza: Der Gazastreifen leidet immer noch unter der Totalblockade der israelischen Besatzung. Die totale Abriegelung hält nun das 14. Jahr in Folge an, ohne jegliche Verbesserung des Personen- & Warenverkehrs, der humanitären Bedingungen & mit katastrophalen Auswirkungen auf alle Aspekte des Lebens. Die Menschen dürfen ohne israelische Genehmigung weder ein- noch ausreisen, es darf nicht exportiert werden, importiert werden darf nur wenig, die Resultate sind Massenarbeitslosigkeit, ein kollabiertes Gesundheitswesen & Lebensmittelknappheit.
Die israelische Marine attackierte diese Woche erneut Fischer: 2 wurden angeschossen & verwundet, ein Boot durch die Schüsse beschädigt. 3 weitere Schüsse auf Fischer wurden im westlichen Gazastreifen gemeldet. Durch die regelmäßigen Angriffe auf sowie die auferlegte Beschränkung der Fischereizone für Gazas Fischer ist die Fischerei um mehr als 50% zusammengebrochen. Etwa 3600 Fischer setzen sich den täglichrn Gefahren durch die Marine aus. Darüber hinaus beschossen diese Woche israelische Soldat*innen vom “Grenz”zaun aus 3 Mal pal. Farmer in Gaza.
Drei palästinensische Fischer, Yahya Mustafa Lahham, Hamdi Hijazi Lahham & Zakariyya Hijazi Lahham, wurden am Sonntag bei einer Explosion getötet. Das Innenministerium von Gaza verkündete in einer Erklärung am Donnerstag, dass sich eine mit Sprengstoff beladene, abgestürzte isr. Drone im Fischernetz der 3 Männer verfangen habe & explodiert sei. Die isr. Armee bestritt dies & sieht die Verwantwortung bei der Hamas.
Systematische Vertreibung aus dem Westjordanland: Der systematische, illegitime Abriss pal. Wohneigentums & Infrastrukur ging auch diese Woche weiter: Unter anderem 4 Häuser & ein Wohnzelt wurden abgerissen, Baustopps verhängt & weitere Abrissbescheide zugestellt.
35 Schulen im Westjordanland sind laut Angaben der UN aktuell vom Abriss bedroht. Wir werden in den nächsten Tagen ausführlich darüber berichten.
Siedler-Gewalt: Siedler der rechtsextremen Gruppe “Price Tag” aus der illegalen Siedlung “Yitzahar”, südostlich von Nablus, attackierten im pal. Dorf Madma Zivilisten & warfen Steine auf ihre Wohnhäuser, bevor die Dorfbewohner*innen ihnen entgegentreten konnten & sie zwangen, das Dorf zu verlassen.
Am Samstagabend drangen bewaffnete Siedler aus der illegalen Siedlung “Ma’ale Amos” mit Unterstützung der Armee auf das Land des Bauern Ayoub Yousif ‘Abyat im Dorf Kisan, östlich von Bethlehem, ein. Während der Feldarbeit gemeinsam mit seiner Familie wurde er von den Siedlern mit vorgehaltener Waffe angeriffen, die versuchten, seinen Sohn zu entführen. Dutzende von Dorfbewohner*innen eilten zu Hilfe. Dabei wurden sie von der isr. Armee mit Tränengaskanistern & Blendgranaten beschossen. Laut dem Bürgermeister der Ortschaft, Abayat, haben Siedler in letzter Zeit ihre Angriffe & Stürmungen von zivilem Land im Dorf eskaliert, als Teil ihrer Versuche, große Landflächen zu beschlagnahmen & sie den Siedlungen unter dem Schutz der isr. Armee anzugliedern.
Siedler anderer illegaler Siedlungen attackierten ebenfalls mehrere Farmen & zerstörten dort die Olivenbäume, um die pal. Farmer*innen ihrer wirtschaftlichen Grundlage zu berauben. In Al Qa’aat attackierten Siedler das Fahrzeug von Hatem Othman Al Haji, in dem er sich mit seiner Familie, einschließlich seines 10-järhigen Sohnes befand. Eine Untersuchung des Vorfalls wurde von isr. Seite abgelehnt.
Keine Bewegungsfreiheit auf eigenem Land: Der Palästinenser Ahmad Dola (34) starb am Montag bei einem Brand in seinem Haus, nachdem isr. Soldat*innen einen pal. Feuerwehrauto daran hinderten, den Qalandiya-Militärcheckpoint zügig zu passieren, um nach Kafr Aqab zu gelangen. Seine Frau befindet sich in einem äußert kritischen Zustand, ihr gemeinsames Kind ist nur leicht verletzt. Es ist nicht das erste Mal, dass Feuerwehr- sowie Krankenwagen an Militärcheckpoints derart lange aufgehalten werden oder gar zur Rückkehr gezwungen werden, dass jede Hilfe zu spät kommt.
Die Besatzung errichtete 54 temporäre Militärcheckpoints im Westjordanland & verhaftete willkürlich 14 palästinensische Zivilisten an diesen. Insgesamt gibt es 705 permanente Militärcheckpoints im Westjordanland, die die Bewegungsfreiheit von Palästinenser*innen massiv einschränken, nicht jedoch die von Siedlern & weiteren Israelis.